Das Vishnu Tattwa
Es heßt,
dass die tausend Schlangenköpfe von Shri Shesha, die über
Shri Vishnu zischen, kontinuierliche mentale Aktivität
symbolisieren - das göttliche Gehirn, welches
ununterbrochen damit beschäftigt ist, die Welt zu
unterstützen und im Gleichgewicht zu halten. Shri Vishnu
ist Vishwapala
und der Herr des
Sushumna Nadi. Er ist die Essenz des Zentralnervensystems,
welches all die Körperteile des Virata kontrolliert.
Ähnlich wie die Nervenbahnen, welche jeden letzten
Köperteil durchziehen empfängt, sendet und integriert er
Information. All die großen Chakras und Nervenplexi
befinden sich letztlich im Sushumna, und es ist er, der in
unterschiedlichen Formen unter Einsatz verschiedener Kräfte
diese Chakren und Plexi kontrolliert: das Nabhi, das Void
und Swadisthana, das Anahata, das Vishuddhi und
schlussendlich als Mahavishnu
das Agnya und die
beiden Gehirnhälften.
Er ist der Sukshma
Sukshnottama, der die tiefsten Ebenen des
Sushumna – des Brahma Nadi – durchdringt: Durch
seine Gnade können wir durch den Aufstieg im Brahma Nadi
Selbstverwirklichung erhalten und geben. Er ist somit
Koordinator, und kein noch so kleines Detail entgeht seiner
Aufmerksamkeit – er füttert nicht nur den Bettler,
sondern auch die Familie, er arrangiert und bewilligt das
Planetenhorsokop jeder Geburt, jeder Hochzeiten, usw. In
gewissem Sinn ist er der große Administrator, der jeden
Aspekt des Universums organisiert. Wenn er auch nur einen
Augenblick lang nicht aufpassen oder in Muße verweilen
würde - unvorstellbar, was das für Konsequenzen haben
würde.
Er ist der Eine, der in fortwährendem Leela
und
Maya
die Schöpfung
erhält und das Drehbuch des kosmischen Dramas schreibt.
Ohne Leela
und
Maya
gäbe es keine
Schöpfung und auch kein Drama, nur Atma. Er steht genau
zwischen der Maya
der Adi Shakti und
dem reinen Zeugen des Paramatma
Shri Shiva Sadashiva, er ist weder die eine noch
der andere, aber verbindet sie beide. Dank seiner
Verantwortung und seiner losgelösten Balance zwischen
rechts und links werden wir genährt und erhalten.
Um also das Vishnu Tattwa in
sich entwickeln zu können, muss man sowohl
verantwortungsvoll als auch ausgeglichen sein. Es fällt
einem Yogi vielleicht leicht zu sagen: “Ich bin ein
Yogi und daher an materiellen Dingen nicht
interessiert.”, und es ist richtig, dass man
losgelöst sein sollte. Aber Shri Vishnu ist ein größerer
Yogi als wir, und durch die Nervenbahnen im Körper des
Virata fließt seine Energie bis hin zu den geringfügigsten
Aspekten der materiellen Welt – transformiert,
erleuchtet und macht alles gottgefällig. Während man also
losgelöst bleibt, muss man zugleich auch auf die eigene
Erhaltung achten. Als realisierte Seelen sind wir wie die
Nervenbahnen im Körper des Virata, und die erleuchtete
Energie, die durch unsere Aufmerksamkeit in die Materie
fließt, kann diese erleuchten. Dadurch agieren wir als die
Instrumente Gottes.
Dies ist ein sehr subtiler
Punkt, und wir sollten ihn nicht unterschätzen; die
Schlüsselbegriffe sind: Losgelöstheit und Verantwortung.
Für diejenigen, die sich nicht im Gleichgewicht befinden
lauern viele Gefahren. Wenn man nicht losgelöst ist, ist es
sinnlos, so zu tun als ob, denn am Ende wird die
unterdrückte Bindung und die Gier aufsteigen, und einen
zutiefst treffen, dann, wenn man es am wenigsten erwartet.
So sollte man eher sich die eigenen Bindungen und
Verhaftungen eingestehen und Zeuge derer bleiben. Es ist
sinnlos, sich selbst zu bekämpfen. Man kann es nur in
Anwendung der Sahaja Yoga Techniken der Kundalini und dem
Atma überlassen, die Arbeit für uns zu verrichten. Es gibt
hier keinen Raum für Interventionen des Egos oder mentale
Aktivität.
Shri Vishnu überwacht die vier Ashramas
oder Lebensstadien.
Eines der Lebensstadien ist der Grihasta,
der Haushalter. Ein Mensch, der Atmasakshatkari
und eine
realisierte Seele ist könnte sich als ein großer
Tapasyas
(Asket) von der
Welt zurückziehen. Aber ohne ihn kann die Gemeinschaft
nicht überleben. Die Evolution und das göttliche Spiel,
welche die Grundlage der Schöpfung bilden, leiden darunter.
Es stünde im Gegensatz zum Drama, welches aus dem
göttlichen Wunsch und Willen geboren wird.
Im Westen haben die Menschen die Vorstellung, dass
Grihasta
- Haushalt, Familie und die Ehe -
unserem Genuss dienen, und das stimmt auch oberflächlich
gesehen, aber es gibt hier auch eine tiefere innere
Bedeutung. Wir erfüllen dadurch unsere Verpflichtung
gegenüber dem Göttlichen, welches sich als
Virata
manifestiert.
Obwohl wir eins mit dem Atma sind, nehmen wir die Bürde und
Verantwortung der Materie auf uns, eins mit ihm zu sein,
und stellen unsere Liebe und Bhakti
(Hingabe) damit
unter Beweis.
Dies ist ein subtiles und verwirrendes Spiel. Der Suchende
erhält Materie, aber nicht zum Genuss, sondern als
Tapasya.
Wenn man die materielle Verantwortung auf sich nimmt, dann
muss man sich auf die Ebene des Gemeinen und Gewöhnlichen
herablassen – und die Vibrationen leiden darunter.
Aber wir haben auch die Kapazität uns zu reinigen, und
dadurch, dass wir uns reinigen, reinigen wir auch das, was
uns verunreinigt hat. Indem wir diese Verantwortung auf uns
nehmen reinigen wir die Schöpfung unserer göttlichen
Mutter, und zeigen dadurch unsere Dankbarkeit.
Wenn
wir nicht bereit sind, uns mit der Welt
auseinanderzusetzen, handeln wir gegen das Vishnu Tattwa,
und seine Shakti, Shri Lakshmi wird uns im Stich lassen.
Wir verleugnen dadurch unsere Geburt und die materielle
Existenz in dieser Welt, die durch die Gnade und den Segen
von Shri Vishnu erhalten und von Shri Ganesha unterstützt
wird. Wenn wir nicht dazu bereit sind, die Verantwortung
für unsere Lakshmi zu übernehmen, wird es unmöglich sein,
dass Sahaja Yoga das materielle Universum durchdringt.
Viele sehen nur das grobstoffliche Drama, aber erkennen
nicht die subtile Bedeutung. Man schenkt dem
Lakshmi
Vishnu Tattwa Aufmerksamkeit, damit das
Virata durch die erleuchteten Atmas erleuchtet werden kann.
Wir helfen unserer göttlichen Mutter das Universum zu
erleuchten.
Lakshmi bedeutet Tapasya.
Damit die Erleuchtung auch Bedeutung hat, sollen wir das
Universum erleuchten und uns mit der groben Materie
auseinandersetzen mit allen Konsequenzen, denn wir sind das
reine Atma. In der dunkelsten Nacht des Kali Yuga hilft uns
unsere göttliche Mutter, und wir stehen ihr im Kampf zur
Seite.
Nach
einem Gespräch von Dr. Rustom mit Shri Mataji, Nirmala
Yoga