Das
Ramayana
Das Ramayana ist
neben dem Mahâbhârata eines der größten indischen Epen. Es
erzählt die Geschichte vom Marsch (ayana) des Gottes Rama.
Rama ist die siebte Inkarnation von Gott Vishnu, dem
Welterhalter. Er kam im Treta- Yuga, schätzungsweise
vor ungefähr 7000 Jahren, auf die Erde um in
menschlicher Gestalt den zehnköpfigen Dämonen Ravana zu
töten. Diesem hatten Shiva und Brahma als Dank für seine
frühere Buße Unsterblichkeit versprochen. Doch nur ein Gott
in Menschengestalt konnte ihn vernichten und so stieg
Vishnu in der Gestalt Ramas zur Erde hinab.
Die
Geschichte Ramas
König Dasaratha, Ramas irdischer Vater, der in Ayodhya
lebte, hatte keine Söhne und so war sein Erbe in Gefahr.
Aus diesem Grund bat er einen Weisen zu sich, der ein
überirdisches Wesen aus einem heiligen Feuer erscheinen
ließ. Das Wesen trug einen Teller mit Reis bei sich. Der
König sollte diesen Reis unter seinen Ehefrauen verteilen
und Söhne würden ihm geboren. Die drei Ehefrauen des König
Dasaratha bekamen vier Söhne. Kausalya gebar Rama, Kaikeyi
gebar Bharata und Sumithra schenkte dem König die
Zwillingsbrüder Lakshmana und Shathrughna.
Nachdem Rama die Königstochter Sita geheiratet hatte,
beschloss sein Vater ihn zu seinem Nachfolger zu machen.
Kurz vor der Krönung erinnerte ihn Kaikeyi daran, dass er
ihr noch zwei Gefallen schuldete. Sie bat Dasaratha
Rama für 14 Jahre in den Wald zu verbannen und ihren Sohn
Bharata zum Thronfolger zu ernennen. Obwohl der König
entsetzt über den Wunsch seiner zweiten Frau war, konnte er
doch sein Versprechen nicht brechen und willigte
ein, Rama zu verbannen.
Bharata, der seinen Bruder Rama sehr liebte, bat ihn, das
Königreich nicht zu verlassen. Doch Rama sah es als seine
Pflicht an, die Entscheidung seines Vaters zu akzeptieren
und ging zusammen mit seiner Frau Sita und Lakshmana in den
Wald. König Dasaratha konnte den Verlust seines Sohnes
nicht ertragen und starb kurze Zeit darauf. Obwohl nun
Bharata das Reich regierte, verzichtete er auf den
Königstitel und hielt stattdessen den Thron 14 Jahre
lang für Rama frei.
Im Wald trafen Rama, Sita und Lakshmana auf die Dämonin
Surpanakha, die sich in Rama verliebte. Doch er ließ sich
nicht auf sie ein und als die eifersüchtige Dämonin
versuchte Sita zu verschlingen, schlug ihr Lakshmana Ohren
und Nase ab. Sie floh daraufhin zu ihrem Bruder Ravana, dem
Herrscher über die Insel (Sri) Lanka. Als Surpanakha ihm
von der Schönheit Sitas erzählte, beschloss er, Ramas Frau
zu sich zu holen. Er verwandelte sich in einen
Wanderheiligen und zog durch den Wald. Durch eine List
gelang es ihm Sita zu rauben und nach Lanka zu
bringen.
Um Sita zu finden, baten Rama und Lakshmana den Affenkönig
Hanuman um die Hilfe. Hanuman, der die Fähigkeit
besitzt seine Gestalt zu vergrößern und zu verkleinern,
ging mit einem riesigen Schritt nach Lanka. Dort
fand er Sita in dem Garten der Dämonen. Sie erkannte Ramas
Ring, den er bei sich trug und vertraute ihm. Doch Hanuman
gelangte in die Gewalt Ravanas der den Schwanz des
Affengottes anzünden ließ. Hanuman konnte entfliehen und
setzte die ganze Insel in Flammen.
Nachdem Hanuman Rama informiert hatte, wo genau sich Sita
befand, bauten er und seine Armee von Affen eine Brücke
über den Ozean nach Lanka. Rama und Lakshmana gingen über
die Brücke und bekämpften auf der Insel die Dämonen, bis es
Rama schließlich gelang Ravana mit einem Pfeil zu töten.
Da die Bevölkerung nach der Rückkehr seiner Frau an ihrer
Unschuld zweifelte, ließ Rama sie durch ein Feuer gehen.
Gott Agni hatte Mitleid mit Sita und ließ sie unverletzt.
Doch Rama war weiterhin misstrauisch und schickte sie
schließlich von sich. Sita ging in den Wald und fand
schließlich Zuflucht im Ashram des Weisen Valmiki, dem sie
ihre Geschichte erzählte. Dort gebar sie auch die
Zwillingsbrüder Lav und Kush, die erst als junge Männer mit
ihrem Vater dem Gott Rama zusammentrafen. Als Rama seine
Frau zurückholen wollte, weigerte sie sich mit ihm zu
kommen und verschwand in der Erde.
Valmiki
Der
Legende nach war Valmiki ein einfacher Räuber, der
nicht einmal einen Namen besaß. Er wurde kriminell, um
seine Frau und seine drei Kinder zu ernähren. Als er
eines Tages den Einsiedler Devarishi Narada überfiel wurde
ihm klar, dass die Art und Weise wie er sein Leben führte,
unrecht war. Er bat Narada um Vergebung und dieser führte
ihn daraufhin in die Gottesverehrung ein. Er meditierte
mehrere tausend Jahre lang und war mittlerweile völlig von
einem Ameisenhaufen (valmika) bedeckt (daher der Name
Valmiki), bis er schließlich die Wahrheit über das rechte
Leben erkannte und das Ramayana, also das Leben
Ramas niederschrieb.
Das Buch
Das Ramayana wurde ungefähr im
fünften Jahrhundert v. Chr. verfasst. Es gehört ebenso wie
das Mahâbhârata zu den Smriti-Werken, also Geschichten, die
erst viele Jahre, nachdem sie stattgefunden haben,
aufgeschrieben wurden. Das Ramayana enthält 24, 000 Verse,
so genannte Slokas, die auf Sanskrit geschrieben sind.
Diese Slokas gliedern sich in verschiedene Kapitel, die
Sargas, die in sechs Büchern, den Kandas zusammengefasst
sind:
1. Bala Kanda- Buch der Kindheit
2. Ayodhya
Kanda - Buch von Ayodhya
3. Aranya Kanda - Buch des
Waldes
4. Kishkindha Kanda- Buch über das Reich der
heiligen Affen
5. Sundara Kanda- Buch der
Schönheit
6. Yuddha Kanda- Buch des Krieges
Maria H.