Die
Gesegneten und Glücklichen
können die Nähe Gottes spüren
und jene, die Böses tun, bleiben darin.
Jesus Messias Sutra 635
Alles
schaut auf Dich, ohne zu
denken. Laß Deinen heilenden
Regen auf uns niedergehen!
Lobpreis der Trinität
Die
Jesus-Sutras
In jenen Zeiten als
in Mitteleuropa das Christentum teilweise gewaltsam
eingeführt worden ist, gab es im Fernen Osten, in China,
ein ganz anderes Christentum. Es war sanft, demokratisch,
gewaltlos, tolerant und lehnte die Sklaverei ab. In den
westlichen Landen wusste man davon nichts, rein gar nichts.
Erst Marco Polo berichtete, dass es in China unter der
Herrschaft Kublai Khans Christen gab. Die Ostkirche wurde
lange streng geheim gehalten. Informationen darüber waren
Legende, obwohl dieses Christentum zeitweise eine größere
Ausdehnung hatte als das westliche.
1907 entdeckte man in einer Höhle von Dunhuang an der
Seidenstraße in China tausende von Schriften mit
unbekannten Geschichten von Jesus, die aus der Zeit der
Tang Dynastie (618-906 n.Chr.) stammten. Wahrhaftig ein
asiatisches Qumran - eine versiegelte Geheimbibliothek mit
Rollen, Büchern, Gemälden und Kunstwerken. Ein Teil davon
waren christlich, die größeren Teile taoistisch und
buddhistisch.
Der japanische Professor Saeki von der Waseda Universität
Tokio war der erste, der christliche Schriften vom
Chinesischen ins Englische übersetzte. Aber seine
Veröffentlichungen gerieten, weil nur fachwissenschaftlich
publiziert, bald wieder in Vergessenheit bis im Jahre 2001
der englische Sinologe und Theologe Martin Palmer ein Buch
mit einer Neuübersetzung der Schriften und seinen
Entdeckungen in China herausbrachte, zunächst in Englisch,
dann aber auch 2002 in Deutsch. Er fand in China auch das
erste christliche Kloster, in dem Schriften ins Chinesische
übersetzt worden sind.
Eine einsame Pagode, schief wie der Turm von Pisa, legte
noch Zeugnis von der Existenz des ersten christlichen
Klosters ab, als Palmer vor ein paar Jahren an diesen Ort
kam. Dieses Kloster mit dem Namen Da Qin, das von fünf
Mönchen unter dem Schutz des Kaisers von China gegründet
worden ist, lag in Sichtweise des Ortes, an dem der
Urmeister Laotse das Tao-Te-King geschrieben haben soll.
Die Klostergebäude von Da Qin sind noch nicht ausgegraben.
Es soll hier später ein großes Museum errichtet werden. In
der Pagode, die jetzt restauriert wird, fand man auch eine
Darstellung von Karma und Wiedergeburt.
Dieses glanzvolle Kapitel der Geschichte des Christentum
begann im Jahre 635 als fünf Mönche unter Führung von
Aloupen nach China kamen um dem chinesischen Kaiser Taizong
von Jesus, dem Christus zu berichten. Nicht Peking sondern
Chang-an, das heutige Xian war damals der Sitz des Kaisers.
Damals wurden alle gewaltlosen Religionslehren im
„Reich der Mitte“ geduldet und gefördert. Die
fünf Mönche übergaben dem Kaiser das
„Jesus-Messias-Sutra“, welches er in seinen
Gemächern prüfte und schon 638 wurde ein Gesetz erlassen,
das die neue Lehre rühmte und förderte, so Prof. Saeki.
Danach breitete sich „die Religion des Lichts“,
wie man die neue Lehre auch nannte, schnell in China aus.
Im Kloster Da Qin entstanden die Schriften in der
chinesischen Landessprache. Es stand fortan unter dem
Schutz der Tang-Kaiser.
In einem ausführlichen Kommentar zu den ältesten,
christlichen Schriften in China geht Prof. Saeki (1952, 2.
Aufl.) auf die Begriffe ein, die für den Heiligen Geist im
Chinesischen benutzt wurden. Der chinesische Begriff
Ching-fèng
für den Heiligen
Geist bedeutet wörtlich „Reiner Wind“. Doch an
anderer Stelle im Jesus-Mesiah-Sutra, in den Versen 150,
151 und 155 (nach seiner Zählung) wird das Wort
Liang-fèng,
deutsch: „kühler Wind“ oder „kühle
Brise“ oder „der Nordwind“ für den
„Heiligen Geist“, verwendet. Dies gilt für kein
kein anderes Dokument, das in China entdeckt wurde, außer
in den Jesus-Messias-Sutra.* Hier wird an fünf Stellen die
Kühle Brise oder der Kühle Wind des Heiligen Geistes
genannt.
Im
Jesus-Messias-Sutra heißt es von Maria und Jesus:
„Auf Gottes Geheiß kam die Kühle Brise (der Heilige
Geist) auf eine auserwählte junge Frau mit Namen Mo Yan*
herab, die keinen Mann hatte, und sie wurde daraufhin
schwanger... Mo Yan gebar einen Jungen und nannte ihn Ye
Su**. Er ist der Messias, und sein Vater ist die Kühle
Brise" ***
Es darf angenommen werden, dass wenigsten auf einem der
fünf Mönche, die das Christentum nach China gebracht haben,
der Heilige Geist geruht hat. Denn woher kannten sie die
Kühle des Heiligen Geistes? Der Kühle Hauch oder Wind des
Heiligen Geistes spielen so wie auch Jesus und Maria in
Sahaja Yoga eine bedeutende Rolle. Sahaja Yogis und Yoginis
fühlen nach Erweckung der Kundalini über dem Kopf die kühle
Brise des Heiligen Geistes.
In diesem
frühesten, chinesischen Christentum wurde nach Palmer auch
die Heilige Maria verehrt. Er geht davon aus, daß
Vorstellungen von der buddhistische Göttin der
Barmherzigkeit, Quan Yin von der Heiligen Maria beinflußt
wurden. Quan Yin trägt in den Darstellungen oft auch so wie
Maria ein Kind auf dem Arm. Palmer: „Zahlreiche
Kulturarchäologen und Mythologen sind sich darin einig,
dass viele der ikonographischen Merkmale Guanyins auf
Maria, die Mutter Jesus, zurückgehen“.
Laut der
chinesischen Tradition wurde Jesus wurde in dieser Epoche
in China als ganz großer Erleuchteter verehrt. Er lehrte
Wiedergeburt und Karma, trat für die Gleichberechtigung von
Mann und Frau ein, und predigte Vergebung und sprach sich
gegen Gewalt und Sklaverei aus. In diesem chinesischen
Christentum gab es keine Vorstellung von Erbsünde, die im
Westen soviel Unheil geboren hat.
ImJesus-Messias-Sutra scheinen
auch die zehn Gebote auf. Im Anschluß an diese werden noch
weitere Gebote genannt, die auch in unserer Zeit sehr
aktuell sind. So etwa, man solle niemanden tyrannisieren,
der schwächer ist und das Unrecht, das man uns angetan hat,
sollen wir vergeben. Man sollte seine Arbeiter nicht
misshandeln und betrügen, wenn sie wenig bezahlt bekommen.
Wer ihnen Unrecht tut, würde vom Heiligen Geist streng
bestraft. Keine Hindernisse sollte man Alleinstehenden,
Witwen und Waisen entgegenstellen, wenn sie um ihr Recht
klagen. Man solle niemals etwas durch Unrecht erlangen.
Das
Licht galt als das Symbol für die Auferstehung: „Die
Lehren der Religion des Lichts gleichen der strahlenden
Sonne: Sie haben die Macht, das dunkle Reich aufzulösen und
das Böse immer zu zerstören.“
Auf einem wiederentdecktenn christlichen Steinsutra heißt
es:
„Die
Geheimnisse zu durchdringen, mit einem guten Gewissen zu
segnen,
groß und doch leer zu sein, zur Stille zurückzukehren und
zu vergeben,
mitfühlend zu sein und alle Menschen zu erlösen,
Gutes zu tun und Menschen in ihrem Bemühen, das andere Ufer
zu erreichen, zu unterstüzen –
dies sind die großen Errungenschaften unseres Pfades der
Übung.
Menschen in stürmischen Zeiten zu beruhigen, ihnen zu
helfen, die Natur, die Reinheit zu erhalten,
alle Dinge zu nähren, alles Leben zu achten und die
Bedürfnisse jener zu befriedigen,
deren Glaube aus dem Herzen kommt.“
Jesus-Messias-Sutra, Palmer S.285
Martin Palmer besonderes Verdienst ist, viele weitere
archäologische Entdeckungen und teilweise bessere
Übersetzungen gemacht zu haben. Dieses chinesische
Christentum weist scheinbar auch Einflüsse aus dem
Thomaschristentum, dem Buddhismus und Taoismus auf und
vermutlich auch aus dem tibetischen Christentum, das noch
viel weiter zurückreichte als 635 n. Chr. Dennoch sollte
man sich davor hüten, diese Einflüsse nur auf die Anpassung
an die chinesische Kultur zurückzuführen, wie es die
Sprachanalytiker getan haben, so als habe Jesus nichts von
Karma oder gar Wiedergeburt gewusst. Selbst wenn man von
den zwei Reisen des Jesus (die 2. nach der Auferstehung)
nach Indien überzeugt sein sollte, wäre es eine zu einfache
Erklärung.
Am
Ende des Johannes-Evangeliums steht: „Es gibt noch
viele andere Dinge die Jesus getan hat. Wenn aber eins nach
dem anderen aufgeschrieben werden sollte, so würde, meine
ich, die Welt die Bücher nicht fassen, die zu schreiben
wären .“(Johannes 21:25) Martin Palmer resümierte
dazu: „Aus China haben wir eine Ahnung davon
erhalten, was Johannes mit dieser Äußerung gemeint haben
könnte“.
Zum Abschluß noch einmal: Was derzeit fälschlicherweise als
Anpassung an den chinesischen Kulturkreis angesehen wird,
wurde auch von Jesus gelehrt.
Dieter S.
*Maria
** Jahwe
***Das "Jesus-Messiah-Sutra", welches von Prof. Saeki
eindeutig auf die Entstehungszeit 635-38 datiert wurde,
wird in seinem Kommentar (1952) "Takakusu -Dokument"
(Jesus-Messias-Sutra) genannt, während alle späteren
Schriften der chinesischen Christen nach 641 geschrieben
oder copiert worden sind und als "Tomeoka-Documents"
erscheinen. Die "kühle Brise" oder der "kühle Wind" für den
Hl. Geist ist nur in dem "Takasuku-Dokument" überliefert,
in den anderen ist vom Heiligen Wind (Holy Wind) und dem
"Reinen Wind" (Pure Wind), bzw. "Reiner Geist" oder
"Göttliche Kraft" (Divine Power) die Rede, alles
Bezeichnungen für den Hl. Geist. Manchmal auch als Nordwind
wie im alten Ägypten, weil der Nordwind Kühle brachte.
Literatur: P. Y. Saeki: The Hsü-T'ing Mi-shi-so Sutra, or
Jesus-Messiah-Sutra. Journal of the North China Branch the
Royal Asiatic Society 63(1932); P. Y. Saeki: The Nestorian
Documents and Relics in China. 2nd. Ed. Tokyo 1952; Martin
Palmer: Jesus Sutras, Ansata 2002 ;
Internet-Infos.
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